Auge in Auge mit dem legendären Alfa Romeo 155 ITC
Kein gewöhnlicher Rennwagen. Ein Symbol, eine Ikone, nennt es, wie ihr wollt. Ich wußte nicht, ob ich während den Wochen des Wartens, die mich von diesem Test auf der Piste trennten, zufriedener oder eingeschüchterter sein sollte.
Autodromo di Modena mittlerweile unser offizieller Proving Ground, exakt ein Jahr zuvor:
Die Scuderia GT aus München hat aus irgendeinem verrückten Grund mich gefragt, einen Tag zwischen den Curbs mit ihrem 155 2.5 V6 Ti ex Fisischella 1996 zu verbringen. Hätten sie mir direkt in die Brust geschossen, ich hätte den Schlag weniger gespürt.
Nicht nur ist dies die maximale Evolution des DTM-Projekts, mit dem Alfa Corse Deutschland `93 erschüttert hatte, sondern auch die Version mit tragendem Tank, von der ganz wenige Exemplare gebaut wurden, weshalb Sergio Limone, als ich ihn ins Vertrauen zog, es kaum glauben wollte. Er fragte mich nur "funktioniert die Schaltung noch?" Und als ich ja sagte, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus.
Es genügt, sich einige der Rennen des International Touring Car Championship wieder hervorzusuchen, um ihn rennen zu sehen, mit Nummer 14 und im TV-Spielfilm-Look, Schriftzug "Fisico" auf der Haube, Tür an Tür duellierend mit den Calibra und Mercedes, oft die schnelleren Martini-lackierten Larini und Nannini verfolgend. Eine Erinnerung seit ich Kind war, diese Farben und diese Sponsoren vergißt man nicht.
Schon einen x-beliebigen Rennwagen zu fahren ist nicht leicht. Im Wissen, wie komplex und diffizil dieser ist, tat sich das Herz schwer langsam zu schlagen. Nicola Larini hatte mir gesagt, in den letzten Jahren seien ihre V6 Ti diffiziler und kostspielieger geworden als. Formel 1, weshalb mich da hineinzufädeln wirklich unglaublich war. Besonders aber, da mir alles irgendwie ganz selbstverständlich von der Hand ging.
Das Verrückteste ist, in Ruhe, vorbei der Adrenalinstoß, ging ich dann sogar auf Zeitenjagd. Ungeachtet, daß ich zum ersten Mal in Modena fuhr, ungeachtet, daß mir das Fahrzeug Respekt einflößte wie nie, ungeachtet, daß es ein Fahrbericht und nicht ein Test auf Zeiten sein sollte, hatte ich 58iger-Runden erreicht, dabei erzählend.
Dies bedeutet, bis auf nur 1 Sekunde verfehlte ich den absoluten Rundenrekord der Strecke! Hätte ich das gewusst, hätte ich versucht möglichst spät zu bremsen, im Vergleich der Bremsmanöver in totaler Sicherheit, wie ich es tat, ich hätte versucht, mehr Gas zu geben und alles zu geben, glaubt mir; ist aber nicht das, woran man denkt während man das erste Mal im Leben eine Runde mit einer Bombe wie dieser dreht. Wichtig ist zu verstehen, welch herausragendes Potential das noch heute bedeutet, wenn irgendjemand wie ich so schnelle Runden auf einer unbekannten Piste drehen kann, mit einem Set-up eingestellt für eine andere Strecke (letzter Meisterschaftslauf 1996, Set-up beibehalten) und dem Drehzahlbegrenzer die meiste Zeit auf 10.500/min statt 12.000/min.
Dank der Scuderia GT habe ich etwas unfaßbares ausprobieren dürfen. Niemals hätte ich mir das erhofft. Jetzt aber bin ich hungrig auf mehr, ich will mehr davon.
Davide Cironi
Quelle: http://www.driveexperience.it